Was die Freiwillige Feuerwehr alles leistet - Ein Interview mit Fabian Zeck
icon.crdate18.10.2024
Warum die Freiwillige Feuerwehr so wichtig für uns alle ist und welche Aufgaben die ehrenamtlichen Feuerwehrmänner und -frauen übernehmen erläutert der Kommandant der FFW Memmelsdorf Fabian Zeck im Interview.
Interview mit Fabian Zeck
Fabian Zeck, 34, ist der erste Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Memmelsdorf und federführender Kommandant der Gemeinde Memmelsdorf. Überzeugungstäter, wenn es ums Ehrenamt und „seine“ Truppe geht. Gemeinsam mit seiner Frau engagiert er sich für die FFW Memmelsdorf und blickt trotz seiner jungen Jahre auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück.
MTB: Herr Zeck, warum ist die Freiwillige Feuerwehr so wichtig?
Fabian Zeck: Gegenfrage: Was wären unsere Ortschaften und unsere Gesellschaft ohne Feuerwehr? Die Feuerwehr kommt immer dann, wenn sich Bürgerinnen und Bürger selbst nicht mehr helfen können. Ohne die Freiwillige Feuerwehr wäre nicht nur der Brandschutz nicht gewährleistet, sondern auch eine Vielzahl an anderen Hilfeleistungen, die die Feuerwehr tagtäglich übernimmt. Wir sind immer da und helfen – sei es bei Verkehrsunfällen, Bränden, Unwetter oder anderen Notlagen, wir sind immer da, wenn uns jemand braucht. Selbst bei kleinen Dingen, wie die berühmte „Katze auf dem Baum“ – die sich wiederum unter Umständen in einer missglückten Lage befindet.
MTB: Aber die freiwillige Feuerwehr ist – wie der Name schon sagt freiwillig. Es gibt doch auch Berufsfeuerwehren.
Fabian Zeck: Richtig, in größeren Städten gibt es hauptamtliche Kräfte. Diese werden aber auch durch freiwillige Feuerwehren unterstützt. In ganz Bayern gibt es 7 Berufsfeuerwehren – diese können ab einer Stadtgröße > 100.000 Einwohnern gebildet werden. Aber auch wir, leisten die gleiche Arbeit – eben auf freiwilliger Basis und unentgeltlich. Die Grundausbildung zum Feuerwehrmann bzw. zur Feuerwehrfrau ist freiwillig und läuft parallel zum eigentlichen Berufs-/Schulalltag ab. Bei der Grundausbildung wird erstmal die Basis geschaffen. Weiterführend erfolgen intern regelmäßige Übungen (abends oder am Wochenende). Im Rahmen der Weiter- und Fortbildung gibt es auf Landkreisebene sowie an den drei staatlichen Feuerwehrschulen eine Vielzahl an Lehrgängen. Die Ausrüstungsgegenstände, die Dienst- und Schutzkleidung, Fahrzeuge, Feuerwehrhaus etc. stellt die Gemeinde. Sie ist laut Bayerischem Feuerwehrgesetz dazu verpflichtet Feuerwehren aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten. Seit Januar hatten wir bereits 115 Einsätze. Die Einsatzzahlen bei uns sind derzeit stark steigend.
MTB: Die Freiwillige Feuerwehr in Memmelsdorf hat Tradition – sie werden im Jahr 2026 ihr 175 jähriges Jubiläum feiern. Wie viele Mitglieder hat die Memmelsdorfer Feuerwehr?
Insgesamt sind wir 96 aktive Feuerwehrmänner und -frauen, davon sind 32 Kinder, 8 Jugendliche und der Rest – 56 – sind in der Einsatzmannschaft. Davon 8 sogenannte Doppelmitgliedschaften – sie engagieren sich nicht nur bei der Freiwilligen Feuerwehr in Memmelsdorf, sondern auch in einer zweiten Feuerwehr. Insgesamt gibt es bei allen Feuerwehren der Gemeinde Memmelsdorf ca.240 Mitglieder. Unsere Kollegen aus den anderen Ortsteilen und wir sind somit stark aufgestellt.
MTB: Memmelsdorf allein hat 3.275 Einwohner, die Großgemeinde hat Stand Oktober 2024 9.276 Einwohner– wenn man da gegenrechnet, wird klar, dass nur ein kleiner Teil sich an dem Schutz der Gemeinschaft beteiligt. Gibt es Nachwuchsprobleme? Was tut die FFW um Nachwuchs zu fördern?
Fabian Zeck: Wir haben eine Kindergruppe von 6-12 Jahren. Geübt wird in verschiedenen Gruppen im zweiwöchigen Rhythmus. Aufgrund der Vielzahl der Kinder aber wöchentlich für die Betreuer. 12–18-jährige leisten Dienst in der Jugendfeuerwehr, die sich alle zwei Wochen mittwochs treffen. Die Einsatzmannschaft hat jeden Montag Übungsdienst, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und somit für das breite Aufgabenspektrum vorbereitet zu sein. Intern kümmert sich zudem ein eigenes Gremium um die Öffentlichkeitsarbeit und somit um die Nachwuchsgewinnung – in allen Sparten – egal ob Kind, Jugendlicher oder Quereinsteiger. Jeder kann helfen und darf Teil von unserer Feuerwehrfamilie werden!
MTB: Wie wird das Ganze organisiert?
Fabian Zeck: Im Einsatzfall sind die Strukturen klar geregelt. Für die Aufgaben neben dem Einsatzdienst haben wir ein Organigramm erstellt, bei dem alle Verantwortlichen genau wissen, was in ihren Aufgabenbereich fällt. Angefangen bei den Kommandanten bis hin zur Mannschaft. Dies schafft Vertrauen und Wertschätzung. Ohne die richtige Organisation wäre diese Aufgabenvielfalt, gar nicht möglich.
MTB: Wie lässt sich das mit dem Beruf vereinbaren? Und dem Privatleben?
Fabian Zeck: Beruf: Die Arbeitgeber müssen da auch voll hinter einem stehen – ohne dessen Unterstützung geht da gar nichts – zumindest im Einsatzdienst während der regulären Arbeitszeit. Die Einsätze für die freiwillige Feuerwehr ereignen sich eben nicht nur am Wochenende oder am Abend. Zum Glück haben die meisten kein Problem damit und erhalten die entsprechende Unterstützung. Ebenso sind Schichtarbeiter wertvoll, die ggf. vormittags zu Hause sind.
Privat: Meine Frau ist selbst aktiv mit dabei und hat auch Verständnis dafür, wenn ich bei einer Familienfeier auch einmal nicht dabei sein kann, weil es vielleicht kurz davor oder währenddessen zu einer Alarmierung kam. Um füreinander da zu sein gehört es eben mal dazu, dass man auch privat was zurückstellt – sei es für den Übungsdienst oder den nicht planbaren Einsatz. Nur so funktioniert die Gesellschaft und die schnelle Hilfe in Notfällen.
MTB: In der Chronik haben wir gesehen, dass die Gemeinde Memmelsdorf schon einiges an Anschaffungen für die Feuerwehr geleistet hat. Der Fuhrpark mit fünf Fahrzeugen und zwei Anhängern ist stattlich und bald kommt auch das neue Feuerwehrhaus – pünktlich zum Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr. Warum ist die technische Ausrüstung so wichtig?
Fabian Zeck: Der technische Fortschritt findet im privaten und beruflichen alltäglich statt. Dieser Wandel der Zeit geht auch an den Feuerwehren nicht spurlos vorbei. Wir müssen uns anpassen. Sei es technisch oder klimabedingt. Uns mit Neuerungen (E-Mobilität, Speicherlösungen uvm.) und herausfordernden Einsatzlagen (z.B. Vegetationsbrandbekämpfung, Unwetterlagen) auseinandersetzen. Denn auch hier wird erwartet, dass die Feuerwehren schlagfertig sind helfen können. Wir freuen uns auf unser neues Feuerwehrhaus - wegen der technischen Neuerungen und dem modernen Standard, der es uns erlaubt gewisse Abläufe zu vereinfachen und sicher zu gestalten, der somit auch angemessen und zeitgemäß ist. In unserem alten Feuerwehrhaus von 1984 gibt es viele Defizite. Es gibt z.B. keine Duschen – dass die Einsatzkräfte kontaminiert Nachhause ins familiäre Umfeld kommen wird es zukünftig nicht mehr geben. Es fehlt derzeit massiv an Räumlichkeiten zur theoretischen Ausbildung und für die Stärkung der Kameradschaft. Zukünftig profitieren alle Feuerwehren der Großgemeinde und wir können uns mit modernsten Mitteln und Zentralisierung gegenseitig unterstützen.
mer